Bedingungen der Möglichkeit
Was braucht der Wohlwollende?
Die Bedingungen für die Möglichkeit von Wohlwollen* und damit die Voraussetzungen dafür, die Haltung eines Wohlwollenden einzunehmen, sind so vielfältig und komplex, dass hier nur einige zentrale Aspekte aufgezählt werden sollen:
- Um die Wirklichkeit eines Anderen wahrnehmen zu können, bedarf es einer grundsätzlichen Wahrnehmungsfähigkeit und der Fähigkeit und Bereitschaft, sich selbst wahrzunehmen.
- Voraussetzungen für das Erkennen des Ich sind Reflexivität, die gezielte Hinterfragung der eigenen Selbstgestaltung und Urteilsfindung.
- Wohlwollen braucht ein wahrnehmbares "Du" als Gegenüber.
- Kommunikation und Empathie sind Möglichkeiten, eine Verbindung oder Beziehung zu einem anderen aufzubauen und unter anderem notwendig für das Verstehen eines anderen.
- Vorraussetzung für Empathie und eine Begegnung mit dem Gegenüber ist eine willentliche Bereitschaft dazu.
- Denken und Sprache machen es möglich, sich als Individuum auszudrücken.
- Das Deuten der Gefühle des Anderen ist abhängig von Gefühlen, Vorurteilen, Vorverständnis, Wissensbeständen, eigenen Erfahrungen und Kenntnissen.
- Verantwortliches Handeln ist an Vernunft und Verstand gebunden.
- Das Sichtbar-Werden des Phänomens Wohlwollen beim anderen, auf den das Wohlwollen gerichtet ist, ist nicht beeinflussbar und muss vom Empfänger nicht als Wohltat empfunden werden.
*Silke Güsken, Wolfgang Pasch, Arno Zweden; Die andere Wirklichkeit - Ziel oder Begrenzung kompetenten Handelns in: Macht Bildung kompetent?; W. M. Heffels, D. Streffer, B. Häusler (Hrsg.), Verlag Barbara Budrich, 2007